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Digitalisierung in und nach der Corona-Krise: Dr. Margarete Schramböck im Exklusivinterview

Die Digitalisierung betrifft alle Generationen in Österreich. Der digitale Wandel verändert die Gegenwart und die Zukunft in jeglichen Lebenslagen. Im Exklusivinterview mit Dr. Margarete Schramböck erfahren Interessierte, inwieweit digitale Projekte umgesetzt werden können. Es wird erörtert, welche Vorteile sich für die Bevölkerung auch in der gegenwärtigen Corona-Krise ergeben, wenn die digitalen Kompetenzen gesteigert und der Ausbau sowie eine verstärkte Nutzung von digitalen Diensten vonseiten des Staates explizit unterstützt werden.

Digitalisierung in Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Turbulenzen

Die Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck erklärt im Laufe des Inputvortrags den gewaltigen Schub, der mit der Digitalisierung einhergeht. Arbeitswelten stellen sich anders dar. Unternehmen sind plötzlich mit neuen Fragestellungen konfrontiert. Im Statement der Expertin erfahren die TeilnehmerInnen des Webinars, wo die Wirtschaft in Österreich im Augenblick steht und welcher wirtschaftliche Schutzschirm für UnternehmerInnen und MitarbeiterInnen gewährleistet werden kann.

Allen voran referiert die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort darüber, dass es darauf ankommt, für die Sicherstellung der Liquidität von Unternehmen zu sorgen. Außerdem gilt es auch, Arbeitsplätze weitgehend zu sichern. Als kurzfristige Maßnahmen gelten hierbei, sobald sie von der EU genehmigt werden, beispielsweise:

  • Fixkostenzuschüsse
  • Steuerstundungen

Die Expertin vermerkt, dass bereits jetzt mehr als 14 Milliarden Euro in Anspruch genommen wurden. Doch in Hinblick auf die Corona-Krise gilt es Maßnahmen zu treffen, die weit darüber hinausgehen. Das Ziel ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das erfolgreiche und zielorientierte Wirtschaften in Österreich wieder möglich wird. In bestimmten Phasen kann der Staat helfen.

Zwei Komponenten sind laut Margarete Schramböck entscheidend

Da in Zeiten der Corona-Krise die Sparquote im Steigen begriffen ist, muss dafür gesorgt werden, dass langsam, aber sicher die Nachfrage bzw. der Konsum wieder eine positive Konjunktur erfahren. Das bedeutet im Klartext: Menschen müssen wieder in der Lage sein, mehr Geld ausgeben zu können. Die zweite Komponente umfasst das Bestreben, die Produktion- und Wertschöpfungs- bzw. Lieferketten wieder in Gang zu bringen.

Damit der Konsum und die Lieferketten wieder einwandfrei funktionieren können, sind gewisse Punkte zu berücksichtigen. Offene Grenzen und die Regeln des Binnenmarktes müssen wieder gelten. Margarete Schramböck weist jedoch darauf hin, dass dies nur im Sinne der Berücksichtigung aktueller gesundheitlicher Entwicklungen möglich ist. Die Regierung ist bemüht, für kleine und große Unternehmen die passenden Anreizsysteme zu schaffen, um neue Investitionen zu tätigen.

Digitalisierung – das Unmögliche wird möglich

Die amtierende Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Dr. Schramböck erwähnt bezüglich der Digitalisierung, was vor der Corona-Krise alles scheinbar nicht möglich war. Doch durch diese Ausnahmesituation wurde in kürzester Zeit vieles von dem scheinbar Unmöglichen plötzlich in die Tat umgesetzt. Deshalb ist der Moment gekommen, um zu schauen, was in Zukunft anders gemacht werden kann. Allen voran trifft dies auf folgende Bereiche zu:

  • Gesundheitswesen
  • Hausunterricht (Homeschooling)
  • Digitale Bildung für Jugendliche und Erwachsene
  • E-Commerce-Nutzung
  • Bessere Nutzung der Kommunikationsmöglichkeiten
  • Digitale Verwaltung
  • Zusammenarbeit der Länder und Gemeinden über digitale Wege bzw. Plattformen

Dr. Schramböck im Exklusivinterview: Die Bundesministerin stellt sich den Fragen der am Webinar teilnehmenden LSZ-Community

Wie sehen Sie Österreich in Digitalisierungsbelangen im Europavergleich aufgestellt und hat sich am Stellenwert Österreichs, bedingt durch die COVID-19-Krise, etwas verändert?

Laut der Bundesministerin gibt es dafür mehrere Indices. Doch grundsätzlich liegen wir im Mittelfeld. Die Digitalisierung setzt sich aus ganz verschiedenen Komponenten zusammen. Im Bereich der Verwaltung sind wir unter den Top 3. Es werden diesbezüglich vom Digitalministerium verschiedene Programme vorangetrieben. Zum Beispiel das digitale Amt, die Plattform Österreich GV. Die Ausgangsposition ist zwar in einigen Bereichen nicht schlecht, kann jedoch viel besser werden. Die größte Achillesferse war vor der Krise noch die Nutzung des Internets in der Arbeitswelt. Durch die COVID-19-Krise greifen jetzt viel mehr Menschen auf Videokonferenzen im Home-Office zurück. Mit dazu gehören das kontaktlose Zahlen sowie auch die Nutzung von verschiedensten Kommunikationsdiensten. Die digitale Bildung wird verstärkt aktiv genutzt. Es gibt einen digitalen Aktionsplan für die Republik Österreich und den befüllen wir ganz stark mit Leben, aus den Erfahrungen, die wir mit den Digitalexperten gemacht haben.

Gibt es Empfehlungen bzw. Bestrebungen zur Digitalisierung von Bildungseinrichtungen?  

Homeschooling hat Dr. Schramböck zufolge funktioniert. Es wurden aber oftmals verschiedenste Tools verwendet. Das ist und war für viele Eltern eine Herausforderung. Es sollte pro Schule in Zukunft ein einheitliches Tool festgelegt werden. Es gilt hierbei, eine Vorauswahl zu treffen. So können auch die Sicherheitsstandards gewährleistet werden. Nicht jedes Tool ist für den Bildungsbereich brauchbar. Und nicht jedes Tool, das im privaten Bereich verwendet wird, ist für den Firmenbereich geeignet.

Wie können Sie sich eine Digitalisierungsoffensive im Bereich der KMUs vorstellen?

Die KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) müssen unterstützt werden. Allen voran, was die Beratung betrifft. Diese wird von KMU-Digital bekräftigt und finanziert. Auch im Bereich der Verwaltung sind Digitalisierungsoffensiven geplant, wobei es auf europäische und österreichische Lösungen ankommt. Die Ausbildung ist entscheidend, um die KMUs fürs Digitale fit zu machen. Es werden zukünftig vermehrt Spezialisten für Unternehmen ausgebildet. Das Thema E-Commerce ist, bezogen auf die Corona-Krise, das Wesentlichste. All jene Unternehmen, die bereits vor dem Shutdown Webshops hatten, sind gegenwärtig klar im Vorteil. Auch die Plattform "Fit for Internet" bietet viele Lösungen an. MitarbeiterInnen werden kostenfreie Schulungen im Bereich E-Learning im Umfeld von Security angeboten. Im Bereich E-Commerce wird etwas mit dem Digital-Team-Österreich gemacht. Auch KMU-Digital wird wieder aufgelegt. In welcher Form wird sich erst herausstellen.

Welche Maßnahmen können von der Regierung getroffen werden, damit Umsätze und Steuern in Österreich bleiben und nicht zu großen Onlinern ins Ausland abfließen?

Dr. Schramböck gab im Interview an, dass es hierfür einer europäischen Lösung bedarf. CO2-Importtarife müssten verwendet werden. Das heißt: Wird in Asien produziert und werden diese Produkte in die EU eingeführt, so müssen diese mit einem entsprechenden Teil versehen werden. Dieser Teil, in Form von Steuern, ist für die Umwelt von Belang. Nur auf diese Weise kann dieser Teil auf die Kosten für den Transport und die Entsorgung des Pakets adäquat angesetzt werden.

Ministerien müssen bedingt durch die Krise enger zusammenarbeiten, besonders hinsichtlich des Daten-Sharing. Kommt es zu einer verstärkten Konsolidierung der IT-Systeme der öffentlichen Verwaltung?

Es wird daran gearbeitet. Wir haben den Aktionsplan für die Digitalisierung Österreichs. Hier haben wir neben der Gesellschaft und der Wirtschaft auch einen großen Verwaltungsteil. Es wird intensiv an einheitlichen Standards gearbeitet. Das Thema "Mobiles Arbeiten" wird ein wesentlicher Punkt sein. Die IT-Konsolidierung wird im Bund als Projekt vorangetrieben. Es kann von jeder Gemeinde ein Digitalbotschafter ernannt werden. So ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen Bund und Gemeinden bzw. Städten möglich. In der Stadt Wien funktioniert der Chatbot-Dimona, miteingebunden ist hier Voice-Processing. Eng vernetzt zu sein, ist ein entscheidender Faktor, der zukünftig in Österreich nach der Corona-Krise gut ausgespielt werden kann.

Sollen demnächst Digitalisierungsbasiselemente umgesetzt werden, um Bund, Länder und Städte mithilfe einer modernen Digitalisierungsarchitektur zu stärken sowie bei der Konzeption und Umsetzung einzubinden?

Die Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort äußerte sich im Exklusivinterview wie folgt: Ja, absolut! Das digitale Amt wurde als eine Plattform geschaffen. Die Zusammenarbeit erfolgt im intensiven Austausch mit Bund, Ländern und Gemeinden. Es müssen hier die Grundvoraussetzungen geschaffen werden. Ein großer Teil des Digitalen steht auch im Regierungsprogramm drin.

Gibt es für die ArbeitnehmerInnen ein Recht zum Home-Office?

Dies muss mit der Arbeitsministerin entsprechend abgeklärt werden. Es müssen diesbezüglich die rechtlichen Rahmenbedingungen angeschaut werden. Home-Office hat gut funktioniert, es braucht jedoch einen rechtlichen Rahmen. Damit vorhandene Lücken, zum Beispiel in puncto Versicherungen, geschlossen werden können. In den meisten Unternehmen konnte das Home-Office gut umgesetzt werden. Sowohl die ArbeitnehmerInnen als auch die Unternehmen haben Flexibilität bewiesen. So betrachtet sind rechtliche Rahmenbedingungen vonnöten. Bisher wurde das Recht auf Home-Office auf betrieblicher Ebene geregelt.

Gibt es eine bundesweite Strategie, Datenanalytik einheitlich zu implementieren oder werden einzelne Ministerien eigene Wege gehen?

Dr. Margarete Schramböck ließ im Interview verlauten, dass eine Strategie in Ausarbeitung ist. Eine eigene Strategie für Künstliche Intelligenz und Datenanalytik soll in Österreich jedenfalls in naher Zukunft das gesamte Feld ganzheitlich umfassen.

Fazit aus dem Gespräch mit Frau Minister Schramböck

Der Online Executive Round Table wurde von allen Webinar-TeilnehmerInnen als Erfolg wahrgenommen. Dies ist vordergründig den sehr ausführlichen und ehrlichen Antworten von Dr. Margarete Schramböck zu verdanken. Das Exklusivinterview mit der Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort hat nicht zuletzt gezeigt, dass Webinare ein sinnvolles Mittel darstellen, um – in und nach der Corona-Krise – für Aufklärung und Transparenz zu sorgen.
 

Über Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck

Dr. Margarete Schramböck ist seit 7. Jänner 2020 Bundesministerin für Digitalisierung
und Wirtschaftsstandort. 

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Blogfoto: © Shutterstock | jamesteohart